Pascal Steinert ist gerade einmal vier Jahre alt und erst seit wenigen Wochen Skispringer beim SFV Rothenburg. Trotzdem wagte er sich auf die Sieben-Meter-Zwergenschanze im Nussgrund. "Ich bin heute drei Meter weit gesprungen", sagte er stolz nach dem Matten-Wettbewerb im Rahmen des 10. Flutlichtspringens. Höhenangst kennt der Vorschüler nicht. Vielmehr machte ihm die Austragungszeit des Springens am Abend zu schaffen. "Normalerweise gehe ich halb acht ins Bett", erklärt Pascal. Also nahm er zuvor eine extra große Mütze Mittagsschlaf.
Seine Vereinskameradin Nicole Borufka hat mit ihren sechs Jahren schon an mehreren Flutlichtspringen teilgenommen und ließ sich trotz des anstrengenden Tages nicht von einer anschließenden Tanzeinlage abbringen. Die Landesmeisterin des Jahres 2005 entstammt einer skisprungbegeisterten Familie. "Ich fand toll, als mir alle Verwandten zugejubelt haben", meinte sie. Ihrer Meinung nach sollten noch mehr Gleichaltrige mit dieser Sportart beginnen, die einem das Gefühl vermittelt, fliegen zu können. "Die anderen aus dem Kindergarten dürfen nicht zum Training kommen, weil ihre Eltern das Skispringen gefährlich finden", bedauert Nicole.
Lutz Keil, der sich für den Veranstalter um die Wettkampfauswertung kümmerte, sieht noch einen anderen Aspekt. "Viele können sich die teure Ausrüstung einfach nicht leisten", meint er. Dennoch sieht Keil einen positiven Trend: "Noch vor einigen Jahren war die Rothenburger Schanzenanlage im Nussgrund die nördlichste Deutschlands. Mittlerweile gibt es auch in Eilenburg und Bad Freienwalde Trainingsanlagen, die zumindest für das sommerliche Mattenspringen gute Bedingungen bieten." Daher traute er gerade den jüngeren der 28 Teilnehmer des Flutlichtspringens noch einiges zu. "Wir haben in Sachen Nachwuchsarbeit schon viel bewegt und einige Sportler aus der Region haben schon den Sprung zu Auswahlehren geschafft", so Keil weiter.
Den Sieg beim Flutlichtspringen trugen auch die Rothenburger davon: Nicole Borufka in der AK 6/7 mit 4 und 4,5 Metern, Christian Wunsch (Herren mit 37 und 37,5) sowie Jens Jungk (Herren). Im Mannschaftsspringen platzierte sich Rothenburg vor einer Kombination Rothenburg / Wippra, Lok Eilenburg II, dem Mix-Team Oberwiesenthal / Wernigerode / Braunlage sowie fünf weiteren Vertretungen.
Wie gut die Chancen für die Rothenburger Talente Pascal und Nicole stehen, ist offen. Dennoch ist ein so zeitiges Einstiegsalter für Skispringer nicht ungewöhnlich. "Wenn die beiden weiterhin dabei bleiben, ist noch viel möglich", vermutet Lutz Keil. Zumindest Nicole möchte auch nach ihrer Einschulung weiter zum Training kommen. Eine Karriere als Leistungssportlerin strebt sie aber nicht an. "Ich möchte gern Krankenschwester werden und anderen Menschen helfen", sagt sie. Pascal hat sich da noch keine Gedanken gemacht. Er meint: "Neben dem Skispringen möchte ich vor allem weiter mit meinem Vati Fußball spielen."